Leute über Flughafen Twente
VTM für kompakten Flughafen im Grünen
Nach – für viele Beteiligte – langwierigen Verfahren und Untersuchungen hat sich die Vliegwiel Twente Maatschappij dafür ausgesprochen, auf dem Gelände des ehemaligen Militärflughafens Twente einen kompakten Flughafen im Grünen zu entwickeln. Stadtdezernent Eric Helder hält dies für einen ersten, aber wichtigen Schritt hin zum Abschluss dieses enorm komplexen Dossiers. „Vor dem Sommer werden die Deputiertenstaaten von Overijssel und die Magistrate von Enschede und Dinkelland den Vorschlag besprechen. Im Herbst folgt dann die Behandlung in den beiden Gemeinderäten, den Provinzialstaaten und möglicherweise auch im Parlament.“ Helder erwartet, dass dank der gründlichen und intensiven Vorbereitung wohlüberlegte Entscheidungen getroffen werden können. Dann kann möglicherweise noch in diesem Jahr mit der Ausschreibung des Flughafenbetriebs und der Ausarbeitung der Pläne begonnen werden. „Aber natürlich muss der Verkehrsminister auch noch eine Luftfahrtverordnung feststellen.“
Selten wurde bei der Vorbereitung einer Beschlussfassung ein so fundiertes Verfahren durchlaufen wie im Fall der Gebietsentwicklung des Flughafens Twente. Die Vliegwiel Maatschappij Twente (in der der Staat, die Provinz und die Gemeinde Enschede zusammenarbeiten) arbeitete vier Pläne aus, davon zwei mit und zwei ohne Flughafenbetrieb. Eine Bürgerinitiative (die Stiftung Alternativen für den Flughafen Twente) entwickelte noch eine dritte Variante ohne Flugverkehr. Schließlich blieben noch zwei Pläne übrig, die näher miteinander verglichen wurden: eine Variante ohne Flughafen, basierend auf den Hauptfunktionen Care, Cure und Wellness, und ein Plan für einen kompakten Flughafen im Grünen.
Eric Helder lobt vor allem die Gründlichkeit dieser Untersuchung. Es wurden zwei komplette Strukturprogramme erstellt, die beide hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen und ihrer wirtschaftlichen und finanziellen Effekte bewertet wurden. Die ersten beiden Aspekte flossen zu jeweils 40 %, die finanziellen Folgen zu 20 % in das Ergebnis ein.
„Es ist kein Wunder, dass Plan A (Care, Cure und Wellness) umwelttechnisch besser abschneidet als der kompakte Flughafen. Dies wird aber durch die positiven Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Beschäftigung von Plan B mehr als wettgemacht. Finanziell unterscheiden sich die beiden Varianten nicht wesentlich voneinander. Die Care-Cure-Wellness-Variante schlägt mit einem Grundstückswert von ca. 25 Millionen Euro zu Buche, die Variante mit Flughafen mit rund 5 Millionen Euro mehr.“ Voraussetzung ist, dass der Staat zumindest einen Teil der Kosten für die Bodensanierung und die Räumung von Munition im Boden übernimmt. „Darüber müssen wir noch eingehend mit dem Staat verhandeln.“
Luftfahrtgebundene Industrie
Die von der VTM befürwortete (und durchgerechnete) Variante sieht die Niederlassung luftfahrtgebundener Industrie vor. Dabei geht es nicht nur um die Flugzeugwartung und die Ausbildung von technischem Personal (wofür verschiedene Unternehmen bereits Interesse angemeldet haben), sondern auch um Industrie- und Dienstleistungsbetriebe, die in hohem Maße auf den Flugverkehr angewiesen sind. „Über die konkrete Ausgestaltung müssen wir uns noch weiter mit der Provinz beraten, da man dort – zu Recht – über den Wildwuchs an Industriegebieten besorgt ist. Außerdem wollen wir natürlich auch nicht, dass viele Industriebetriebe aus anderen Kommunen in Twente abwandern.“
Lärm
Dass eine Variante ohne Flugverkehr weniger Lärm verursachen würde als ein Plan mit Flughafen, ist logisch, aber auch in dieser Hinsicht kann Eric Helder die Einwohner von Oldenzaal und Hengelo beruhigen. „Wir haben Berechnungen zu den Lärmkonturen anstellen lassen; daraus kann geschlossen werden, dass die Lärmkontur auf etwa ein Viertel der früheren militärischen Kontur reduziert werden kann.“ Diese Lärmkontur würde selbst dann ausreichen, wenn die Zahl der Fluggäste von 1,2 Millionen auf 2,4 Millionen pro Jahr ansteigen sollte. „Wir bleiben ein kompakter Flughafen, der in keiner Weise mit Flughäfen wie Schiphol zu vergleichen ist.“
Erschließung
Die Industrie wird auf der Nordseite des Geländes konzentriert, wodurch sich die Erschließung ab der Autobahn A1 relativ einfach gestaltet. „Wir wollen mit einer Erschließung über die vorhandene Straße bei der Raststätte Frans op den Bult (die Vliegveldstraat) beginnen und von dort aus einen neuen Zugang zum Gelände realisieren. Schließlich soll hier auch eine Ausfahrt von der A1 angelegt werden. Ob dann eine andere Ausfahrt geschlossen wird oder ob man sich für parallele Fahrbahnen mit drei Ausfahrten entscheidet, steht noch nicht fest. „Bei der Entwicklung dieser Pläne ist die staatliche Straßen- und Wasserbaubehörde ein wichtiger Partner.“
Infolge dieser Konzentration auf der Nordseite des Gebiets erstrecken sich die Pläne auch über das Gebiet der Gemeinde Dinkelland.
Das Netz geschützter Gebiete
Da man – in beiden Fällen – einen ausgewogenen Plan entwickeln wollte, galt auch bei der Variante mit einem Kompaktflughafen der Umwelt große Aufmerksamkeit. Sowohl auf der Nordseite als auch vor allem auf der Südseite der Startbahn wird der Natur Raum gegeben. Diese Flächen sind Bestandteil des Netzes geschützter Gebiete.
Die Pläne im Bereich Care, Cure und Wellness sollten nach Auffassung von Eric Helder nicht vollständig verworfen werden. „Außer für Wohnungsbau und Freizeitfunktionen bietet das Gelände auch mehr als genug Raum für ein Kurzentrum oder für Rehabilitations- oder Wellnesseinrichtungen.“
Quelle: VIT-Newsletter Juli 2009
Text: Niko Wind
Foto: Willem van Wanderveen
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